Sehr geehrter Herr Krahl,

am 4.9.2018 fand eine Wahlkampfveranstaltung der AfD mit Herrn Höcke in der Schloßberghalle in Peiting statt.
Sie hatten eine gut besuchte Gegendemonstration mit organisiert, die wir als Ausdruck politischen Engagements grundsätzlich positiv sehen.
Wir hatten unsere Veranstaltung bewusst als öffentliche Veranstaltung ohne Voranmeldung und Einlasskontrollen organisiert, da wir ein gewisses Vertrauen in die zivilen Umgangsformen der Gegendemonstranten und  Gegendemonstrantinnen hatten.
In der Halle verhielten sich diese Gäste von wenigen Ausnahmen so wie wir es erhofft hatten, zivilisiert und friedlich und zeigten ihre ablehnende Haltung ruhig durch Heben roter Karten, wogegen wir nichts einzuwenden haben. Ich konnte vor Beginn der Veranstaltung mit einigen sehr ruhige und sachliche Gespräche führen. Nur einige wenige Personen meinten, herumkrakeelen zu müssen und mussten deshalb der Halle verwiesen werden.
Vor der Halle, an den Absperrgittern, wo eine dichte Menschenmenge stand, wurden viele Schilder hochgehalten, die uns pauschal als „Nazis“ diffamierten. Ich wollte ebenso mit den Leuten ins Gespräch kommen. Jedoch wurde ich von der ganzen Meute mit wutverzerrten Gesichtern nur mit minutenlangem, ohrenbetäubendem  „Nazi“ Gebrüll empfangen.
Ein Gespräch war nicht möglich.
Eine Frau versuchte mir, mit einem Megafon direkt und unmittelbar ins Ohr zu tröten. Beim zweiten Versuch an einer anderen Stelle, einige Minuten später, genau dasselbe Bild, nur stieß plötzlich ein jüngerer Mann blitzartig die Brüllerinnen vor sich zur Seite, hechtete mit hassverzerrtem Gesicht vor und versuchte mich zu würgen.
Ich konnte gerade noch knapp nach hinten ausweichen. Fast im selben Augenblick waren wie von Geisterhand mehrere Polizisten vor mir und unterbanden weitere Attacken.

Sehr geehrte Herr Krahl, ich habe mir Ihre Facebook-Seiten angesehen. Als ich dort inhaltliche Argumente gegen die AfD  suchte, fand ich leider nichts. Dort wird nach meinem Eindruck bildlich gesprochen einfach nur fortwährend „Nazi“ gekräht.

Für Sie und den erwähnten Teil der Demonstranten ist die Welt damit sehr einfach.

Man baut sich mangels echter und tatsächlicher Nationalsozialisten ganz normale Bürger in einer konservativen Partei als Popanz auf, die man fortwährend als Nazis angeifert. Damit meint man anscheinend, sich als Sophie Scholls tapferere Geschwister, als die besseren Widerstandskämpfer fühlen zu können.

Das gibt ein gutes Gefühl und erspart Denkarbeit und Sachargumente.

Was der Nationalsozialismus tatsächlich war und welche Ideologie er vertreten hat, scheint weder Ihnen noch den angesprochenen Demonstrantinnen so recht bekannt zu sein, sonst würden Sie die AfD und Millionen ihrer Wähler nicht so unqualifiziert damit gleichsetzen.

Diese sinnlose Inflationierung des Schlagworts „Nazi“ und seiner Synonyme auf jeden, der eine auch nur ein wenig abweichende Meinung vertritt, hat problematische Konsequenzen.
Damit wird der Nationalsozialismus im allgemeinen Bewusstsein trivialisiert und bagatellisiert, da „Nazi“ zum Synonym für „er ist oder war bloß anderer Meinung als ich “ wird.

Falls Ihnen und dem erwähnten Teil der Demonstration gar keine Sachargumente gegen die AfD einfallen wollen, so bin ich gerne bereit, ihnen mit einigen Argumenten auszuhelfen, damit das intellektuelle Niveau der Auseinandersetzung ein bisschen angehoben werden kann.

Mit freundliche Grüßen

Christof Schramm
AfD Kreisverband Weilheim-Schongau
Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit

 

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